Vereinfachte Verfälschung? Das angespannte Verhältnis von Wissenschaft und Öffentlichkeit nicht nur in Zeiten der Pandemie.

Ein Gespräch von Prof. Dr. Udo Thiedeke mit Dr. Sascha Dickel, Professor für Mediensoziologie und Gesellschaftstheorie an der Universität Mainz, über das Verhältnis von wissenschaftlichem Wissen und seiner Veröffentlichung.

00:02:17 Zum Gespräch mit Christian Drosten im Deutschlandfunk 16.11.2020

https://www.deutschlandfunk.de/coronavirus-und-medien-christian-drosten-bei-formate-100.html

00:09:51 Siehe Friedhelm Neidhardt, 1994: Öffentlichkeit und Öffentlichkeitsprobleme der Wissenschaft, in: Wolfgang Zapf, Meinolf Dierks (Hrsg.): Institutionenvergleich und Institutionendynamik. Berlin. S. 39-56.

00:11:33 Siehe Jürgen Habermas, 1962: Strukturwandel der Öffentlichkeit. Frankfurt/M.

00:12:00 Luhmann begreift Öffentlichkeit allgemeiner als: „(…) gesellschaftsinterne Umwelt der gesellschaftlichen Teilsysteme (…)“ (1996: S. 184/185) und innergesellschaftliches Reflexionsmedium (a.a.O.: 187).

Niklas Luhmann, 1996: Realität der Massenmedien. 2., erweiterte Auflage. Opladen.

00:13:56 Hinweis darauf, dass die Wissenschaft ihr eigenes Publikum ist:

Vgl. Niklas Luhmann, 1998: Die Wissenschaft der Gesellschaft. 3. Aufl. Frankfurt/M. S. 625f.

00:21:24 „Filterblasen“ im Internet meint abgegrenzte Interessenspären, die den Insassen das vorführen, was sie ohnehin schon interessiert (vgl. Eli Pariser, 2012).

Eli Pariser, 2012: Filter bubble: Wie wir im Internet entmündigt werden. Berlin.

Eine „Echokammer“ meint hingegen eine soziale Sphäre der fortwährenden Bestätigung der eignen Meinung (vgl. Brady et al., 2021).

William J. Brady, Killian McLoughlin, Tuan N. Doan, Molly J. Crockett, 2021: How social learning amplifies moral outrage expression in online social networks. Science Advances, 7. Doi:10.1126/sciadv.abe5641.

00:24:34 Emprisch zeigt sich, dass die Nutzenden des Internets auch Interessen und Meinungen außerhalb der eigegen Präferenzen wahrnehmen (vgl. z.B. Flaxman et al., 2016); selbst Mitglieder meinungshomogener Gruppen im Internet tendieren dazu, ihre Meinungen sinnvoll zu korrigieren (Vgl. Becker et al., 2019).

Seth Flaxman, Sharad Goel, Justin M. Rao, 2016: Filter Bubbles, Echo Chambers, and Online News Consumption. In: Public Opinion Quarterly, 80. S. 298–320.

Joshua Becker, Ethan Porter, Damon Centola, 2019: The wisdom of partisan crowds. Proceedings of the National Academy of Sciences, 116, 10717-10722.

00:26:02 Mit dem Begriff der „Verschwörungstheorien“ sind meist „Verschwörungsbehauptungen“ oder gar „Verschwörungsideolgien“, d.h. konstruierte Zusammenhänge, die sich nicht durch unabhängig prüfbare Beweise falsifizieren lassen gemeint. Siehe auch Popper, 1992: S. 119.

Karl R. Popper, 1992: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. Band II. 7. Auflage. Tübingen.

00:27:14 Hinweis zur Kritik am „Arena-Modell“ von Öffentlichkeit.

Armin Nassehi, 2006: Der soziologische Diskurs der Moderne. Frankfurt/Main.

00:34:25 Hinweis zu „Postnormal-Science“.

Silvio 0. Funtowicz, Jerome R. Ravetz, 1993: Science for the Post-Normal Age. In: Futures 25 (7), S. 739–755.

00:43:26 „Exemplarischen Personen“ meint typisierte Darstellungen von Personen in den Massenmedien (vgl. Thiedeke, 2012: 339f.; 347f.).

Udo Thiedeke, 2012: Soziologie der Kommunikationsmedien. Medien – Formen – Erwartungen. Wiesbaden.

00:56:02 Hinweis zum DFG-Forschungsprojekt „De- und Restabilisierung von Evidenz in der Coronakrise“.

https://mediensoziologie.soziologie.uni-mainz.de/forschung/

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