• Das soziologische Duett Podcast

    Vereinfachte Verfälschung? Das angespannte Verhältnis von Wissenschaft und Öffentlichkeit nicht nur in Zeiten der Pandemie.

    Episode

    Ein Gespräch von Prof. Dr. Udo Thiedeke mit Dr. Sascha Dickel, Professor für Mediensoziologie und Gesellschaftstheorie an der Universität Mainz, über das Verhältnis von wissenschaftlichem Wissen und seiner Veröffentlichung.

    00:02:17 Zum Gespräch mit Christian Drosten im Deutschlandfunk 16.11.2020

    https://www.deutschlandfunk.de/coronavirus-und-medien-christian-drosten-bei-formate-100.html

    00:09:51 Siehe Friedhelm Neidhardt, 1994: Öffentlichkeit und Öffentlichkeitsprobleme der Wissenschaft, in: Wolfgang Zapf, Meinolf Dierks (Hrsg.): Institutionenvergleich und Institutionendynamik. Berlin. S. 39-56.

    00:11:33 Siehe Jürgen Habermas, 1962: Strukturwandel der Öffentlichkeit. Frankfurt/M.

    00:12:00 Luhmann begreift Öffentlichkeit allgemeiner als: „(…) gesellschaftsinterne Umwelt der gesellschaftlichen Teilsysteme (…)“ (1996: S. 184/185) und innergesellschaftliches Reflexionsmedium (a.a.O.: 187).

    Niklas Luhmann, 1996: Realität der Massenmedien. 2., erweiterte Auflage. Opladen.

    00:13:56 Hinweis darauf, dass die Wissenschaft ihr eigenes Publikum ist:

    Vgl. Niklas Luhmann, 1998: Die Wissenschaft der Gesellschaft. 3. Aufl. Frankfurt/M. S. 625f.

    00:21:24 „Filterblasen“ im Internet meint abgegrenzte Interessenspären, die den Insassen das vorführen, was sie ohnehin schon interessiert (vgl. Eli Pariser, 2012).

    Eli Pariser, 2012: Filter bubble: Wie wir im Internet entmündigt werden. Berlin.

    Eine „Echokammer“ meint hingegen eine soziale Sphäre der fortwährenden Bestätigung der eignen Meinung (vgl. Brady et al., 2021).

    William J. Brady, Killian McLoughlin, Tuan N. Doan, Molly J. Crockett, 2021: How social learning amplifies moral outrage expression in online social networks. Science Advances, 7. Doi:10.1126/sciadv.abe5641.

    00:24:34 Emprisch zeigt sich, dass die Nutzenden des Internets auch Interessen und Meinungen außerhalb der eigegen Präferenzen wahrnehmen (vgl. z.B. Flaxman et al., 2016); selbst Mitglieder meinungshomogener Gruppen im Internet tendieren dazu, ihre Meinungen sinnvoll zu korrigieren (Vgl. Becker et al., 2019).

    Seth Flaxman, Sharad Goel, Justin M. Rao, 2016: Filter Bubbles, Echo Chambers, and Online News Consumption. In: Public Opinion Quarterly, 80. S. 298–320.

    Joshua Becker, Ethan Porter, Damon Centola, 2019: The wisdom of partisan crowds. Proceedings of the National Academy of Sciences, 116, 10717-10722.

    00:26:02 Mit dem Begriff der „Verschwörungstheorien“ sind meist „Verschwörungsbehauptungen“ oder gar „Verschwörungsideolgien“, d.h. konstruierte Zusammenhänge, die sich nicht durch unabhängig prüfbare Beweise falsifizieren lassen gemeint. Siehe auch Popper, 1992: S. 119.

    Karl R. Popper, 1992: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. Band II. 7. Auflage. Tübingen.

    00:27:14 Hinweis zur Kritik am „Arena-Modell“ von Öffentlichkeit.

    Armin Nassehi, 2006: Der soziologische Diskurs der Moderne. Frankfurt/Main.

    00:34:25 Hinweis zu „Postnormal-Science“.

    Silvio 0. Funtowicz, Jerome R. Ravetz, 1993: Science for the Post-Normal Age. In: Futures 25 (7), S. 739–755.

    00:43:26 „Exemplarischen Personen“ meint typisierte Darstellungen von Personen in den Massenmedien (vgl. Thiedeke, 2012: 339f.; 347f.).

    Udo Thiedeke, 2012: Soziologie der Kommunikationsmedien. Medien – Formen – Erwartungen. Wiesbaden.

    00:56:02 Hinweis zum DFG-Forschungsprojekt „De- und Restabilisierung von Evidenz in der Coronakrise“.

    https://mediensoziologie.soziologie.uni-mainz.de/forschung/

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    Die Bildung aus der Maschine – Prof. Dr. Heidi Schelhowe im Gespräch Dr. Udo Thiedeke

    Episode

    Dr. Heidi Schelhowe, ordentliche Professorin an der Universität Bremen für „Digitale Medien und Bildung“ und Leiterin der Arbeitsgruppe dimeb, unterhält sich mit Dr. Udo Thiedeke über die Begreifbarkeit der Zeichen, wie sie Computer möglich machen und was das für die Bildung bedeutet.

    Shownotes:

    #00:00:37# Zur nichttrivialen Maschine vgl. Heinz von Foerster, 1993: Wissen und Gewissen. Versuch einer Brücke, Frankfurt am Main: Suhrkamp. S. 206f.

    #00:02:35# Zur Wertschätzung der Mathematik im 20. Jhr., als höchste Form geistiger Betätigung und rationaler Gesinnung vgl. Bettina Heintz, 1993: Die Herrschaft der Regel. Zur Grundlagengeschichte des Computers. Frankfurt/M., New York: Campus.

    #00:03:00# Zu Turings Provokation mit der Turing Maschine vgl. Alan Turing, 1937: On Computable Numbers, with an Application to the Entscheidungsproblem. In: Proceedings of the London Mathematical Society. Bd. 42. S. 230-265. Zusammenfassend:

    #00:05:48# Zur Symbiose von Mensch und Maschine siehe IEEE Annals of the History of Computing, Vol.14, No.1 + 2, 1992.

    #00:08:33# Heidi Schelhowe, 1997: Das Medium aus der Maschine: zur Metamorphose des Computers. Frankfurt/M./New York: Campus.

    #00:09:06# Susanne Bødker, 1991: Through the Interface: A Human Activity Approach to User InterfaceDesign. Mahwah, New Jersey, USA: Lawrence Erlbaum Ass.

    #00:11:03# Die „Enigma“ war eine in mehreren Versionen während des zweiten Weltkriegs produzierte, deutsche Verschlüsselungsmaschine, deren Code schließlich endgültig von den Engländern u.a. unter Mitarbeit von Alan Turing geknackt wurde. Online.

    #00:11:45# Konrad Zuse baute 1941 mit der „Z3“ den ersten frei programmierbaren und funktionsfähigen Digitalcomputer. Siehe: Konrad Zuse, 1993: Der Computer – Mein Lebenswerk. 3. Aufl. Berlin: Springer.

    #00:16:06# Zur Digital Sociology vgl. z.B. Deborah Lupton, 2012: Digital Sociology: an Introduction. Sydney: University of Sydney.

    #00:20:20# Zur bei dimeb entwickelten Programmierumgebung siehe: Online.

    #00:26:05# Zum Funktionsprinzip der 3D-Drucker. Online.

    #00:28:16# Siehe zum sog. material turn etwa Tony Bennett, Patrick Joyce, 2010: Material powers: cultural studies, history and the material turn. London et al.: Routledge, und zu Latours Ideen: Bruno Latour, 1995: Wir sind nie modern gewesen. Versuch einer symmetrischen Anthropologie. Übersetzt von Gustav Roßler. Berlin: Akademie-Verlag. (1991)

    #00:29:55# Zu ubiquitous computing und embedded systems siehe: Mark Weiser, 1993: Some Computer Science Issues in Ubiquitous Computing. In: Communications of the ACM, No. 7, July: S. 75-84.

    #00:32:20# Zum Umgang von autistischen Kinder mit Robots siehe: Online.

    #00:33:05# Zum Uncanny-Valley-Effekt, der als Irritatioin beim Kontaktmit antropomorphen Robotern oder Avataren auftritt siehe: Online.

    #00:40:55# Zur Medienbildung im „klassischen“ Verständnis siehe: Dieter Baacke, 1999: Medienkompetenz als zentrales Operationsfeld von Projekten. In: Dieter Baacke,, Susanne Kornblum, Jürgen Lauffer, Lothar Mikos, Günther A. Thiele (Hrsg.): Handbuch Medien: Medienkompetenz, Modelle und Projekte. Bonn: Bundeszentrale für Politische Bildung. S. 31-35.

    Dieter Spanhel, 2010: Entwicklung und Erziehung unter den Bedingungen von Medialität. In: Manuela Pietraß, Rüdiger Funiok (Hrsg): Mensch und Medien. Wiesbaden: VS Verlag. S. 65-89.

    #00:44:30# Die Idee, dass Computer so selbstverständlich werden, dass unsere Kinder nicht mehr wissen, was damit gemeint sein könnte, wenn wir von „Computern“ sprechen, findet sich in einem Interview, das der Science-Fiction Autor William Gibson, der den Begriff „Cyberspace“ erfand, 2013 dem Nachrichtenmagazin „der Spiegel“ gab. William Gibson, 2013: „Wir haben gewonnen“. In: der Spiegel 12/2013 vom 18. März 2013. S. 134-136.

    #00:45:14# Informationen zum „reflexive experience design“ im DFG Projekt „Interaktionsdesign für reflexive Erfahrungen im Bildungskontext (REDiB) finden sich hier: Online.

    #00:48:45# Vgl. zu den Bedingungen und Konsequenzen der Selbstquantifizierung mit Computern, die zum selbstquantifizierten Selbst (quantified Self) führen soll: Stefanie Duttweiler, Robert Gugutzer, Jan-Hendrik Passoth, Jörg Strübing (Hrsg.), 2016: Leben nach Zahlen. Self-Tracking als Optimierungsprojekt? Bielefeld: transcript.

    #00:50:00# Der Grafik Designer Nicholas Felton, der die App „Reporter“ entwickelt hat, ist fasziniert davon, sein eigenes Leben in eine Selbststatistik zu überführen und zu visualisieren. Vgl. Sandra Rendgen, 2016: Stenographie eines Lebens. In: Süddeutsche Zeitung. 9. Feburar 2016. Online.

    #00:59:33# Vgl. einen „Klassiker“ zum sog. Digital Divide: Paul DiMaggio, Eszter Hargittai, 2001: From the ‚Digital Divide‘ to ‚Digital Inequality‘: Studying Internet Use as Penetration Increases, Working Paper No. 15, Center for Arts and Cultural Policy Studies. Woodrow Wilson School, Princeton University. Online.

    #01:00:30# Marc Prensky hatte 2001 die „Digital Natives“, die schon mit dem Computer als Medium Sozialisierten, den „Digital Immigrants“, denen, die „Computer“ erst noch lernen müssen, gegenübergestellt; vgl. Online.

    #01:01:48# Zur begrenzten Nutzung des Internets und der Social Media durch Jugendliche, siehe: Klaus Peter Treumann, Dorothee M. Meister, Uwe Sander, Eckhard Burkatzki, Jügen Hagedorn, Manuela Kämmerer, Mareike Strotmann, Claudia Wegener 2007: Medienhandeln Jugendlicher. Mediennutzung und Medienkompetenz. Bielefelder Medienkompetenzmodell. Wiesbaden: Springer VS.

    #01:02:50# Siehe zur Computerkompetenz von Peers in der Hauptschule: Ulrike Wagner (Hrsg.), 2008: Medienhandeln in Hauptschulmilieus. Mediale Interaktion und Produktion als Bildungsressource. München: kopaed.

    #01:07:55# Einen differenzierteren Einblick zur Beteiligung am Internet, nach Verständnis der Beteiligung, Motivation und Milieuzugehörigkeit bietet etwa die DIVIS-Milieu-Studie des Sinus- Instituts aus dem Jahr 2015. Online.

    #01:10:05# Heinz von Foerster zu seinem Eindruck von Wissenschaft heute. Online.

    #01:11:37# Zur strukturellen Rahmung der Bildung von benachteiligten Jugendlichen in Portugal siehe die Disseration: Roger Meintjes, Heidi Schelhowe, 2016: Inclusive Interactives: the Transformative Potential of Making and Using  Craft-Tech Social Objects Together in an After-School Centre. In: IDC’16 Proceedings oft he 15th International Conference on Interaction Design and Children. Online.

    [alle Links aktuell März/April 2017]

     

    Dauer 01:15:13

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    Geheiligte Praxis – Dr. Torsten Cress im Gespräch

    Episode

    Dr. Torsten Cress, vom Institut für Soziologie der Universität Mainz, unterhält sich mit Dr. Udo Thiedeke über die Hervorbringung und Wahrnehmung transzendenter Objekte und ihre Einbindung in religiöse Praktiken. 

    Shownotes:

    #00:02:11# Zum Aspekt der Absonderung der sakralen von den profanen Dingen vgl. Émile Durkheim, 1994: Die elementaren Formen des religiösen Lebens. Frankfurt/M.: Suhrkamp (1912). S. 61ff.

    #00:04:42# Eine Sammlung liturgischer Gefäße findet sich in der Schatzkammer des Dom- und Diözesanmuseums Mainz, siehe: Online.

    #00:06:46# Beispiel für die katholische Eucharistie siehe: Online.

    #00:10:06# Zum Begriff des „Rezeptwissens“ vgl. Alfred Schütz, 1972: Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt, Frankfurt/M. S. 87f., 96. 

    #00:11:18# Siehe zum praxistheoretischen Zugang von Theodore Schatzki: Theodore R. Schatzki, 1996: Social Practices. A Wittgensteinian Approach to Human Activity and the Social. Cambridge: Cambridge University Press, sowie ders. 2002: The Site of the Social. A Philosophical Account of the Constitution of Social Life and Change. University Park: Pennsylvania State University Press.

    #00:12:43# Zur „Lived Religion“-Forschung siehe Meredith McGuire, 2008: Lived Religion. Faith and Practice in Everyday Life. Oxford/New York: Oxford UP. Im Fokus stehen hier religiöse Aktivitäten, die Menschen in ihrem Alltag und außerhalb religiöser Institutionen vollziehen.

    #00:16:10# Modulation meint bei Goffman die Transformation oder Verwandlung einer Handlung (etwa: Kampfverhalten) in etwas anderes (etwa: eine Übung, ein Spiel, eine Vorführung etc.). Siehe dazu Erving Goffman, 1980: Rahmen-Analyse. Ein Versuch über die Organisation von Alltagserfahrungen. Frankfurt/Main: Suhrkamp, S. 52-97 (1974).

    #00:17:10# Siehe zum hinduistischen Holi-Fest: Online und hier: Online.

    #00:20:19# Siehe zum Beispiel den Sufismus hier: Online und hier: Online.

    #00:20:48# Zur farblichen Ausgestaltung und Farbphilosophie gotischer Kathedralen siehe etwa: Peter Kurmann, 2011: Als die Kathedralen farbig waren… In: Ingrid Bennewitz, Andrea Schindler (Hrsg.): Farbe im Mittelalter. Materialität – Medialität – Semantik. Akten des 13. Symposiums des Mediävistenverbandes vom 1. bis 5. März 2009 in Bamberg, Bd. 1. 2 Bd. Berlin: Akademie Verlag. S. 31-46.

    #00:28:05# Siehe zu zwanghaften Handlungen und Zwangsstörungen: Online.

    #00:31:41# Zur Grotte in Lourdes siehe: Online. und hier: Online sowie: Ruth Harris, 1999: Lourdes. Body and Spirit in the Secular Age. London: Penguin. Suzanne K. Kaufman, 2005: Consuming Visions. Mass Culture and the Lourdes Shrine. Ithaca/London: Cornell University.

    #00:33:14 Zur Rahmung religiöser Dinge siehe Torsten Cress, 2015: Social Situations and the Impact of Things. The Example of Catholic Liturgy, in: Nature and Culture 10/ 3, S. 381-399.

    #00:44:00# Zu Sakralobjekten als „arbiträre Zeichen“ siehe: Karl-Heinz Kohl, 2003: Die Macht der Dinge. Geschichte und Theorie sakraler Objekte. München: Beck. S. 155-158. Kohl überträgt den Saussureschen Gedanken, wonach die Verbindung von Lautbild und Bedeutung bei sprachlichen Zeichen mehr oder weniger beliebig ist, auf Sakralobjekte, die demnach in ähnlicher Weise durch willkürliche Bedeutungszuweisungen charakterisiert werden können. Jedes materielle Objekt könne als Repräsentant des Heiligen betrachtet und verehrt werden.

    #00:45:14# Zu „Fetischen“ in Afrika vgl. wiederum Kohl, Karl-Heinz, 2003: Die Macht der Dinge. Geschichte und Theorie sakraler Objekte. München: Beck. S. 18-29.

    #00:46:12# Siehe zur Wüstenstadt Petra in Jordanien: Online. Zur Abbildung nabatäischer Gottheiten vgl. Robert Wenning, Helmut Merklein, 1997: Die Götter in der Welt der Nabatäer. In: Robert Wenning, Thomas Weber (Hrsg.): Petra. Antike Felsstadt zwischen arabischer Tradition und griechischer Norm. Sonderheft der Antiken Welt. Zaberns Bildbände zur Archäologie, Mainz 1997, S. 105-110. Besonders Abb. 114 S. 105: Online.

    #00:51:46# Die Herkunft und Bedeutung des Namens Kilimandscharo für den höchsten Berg Afrikas scheint nicht eindeutig geklärt. In der Sprache der Massai soll er als „Weißer Berg“ bezeichnet sein, dessen Gipfel von bösen Geistern bewacht wird, die jeden, der versucht den Gipfel zu erreichen, gefrieren lassen.

    #00:57:28# Zur „Material Culture of Religion-Forschung“ siehe David Morgan (Hrsg.), 2010: Religion and Material Culture. The Matter of Belief. Oxon, New York: Routledge. William J. F. Keenan, Elisabeth Arweck, 2006: Introduction. Material Varieties of Religious Expression, in: Elisabeth Arweck, Wiliam J. F. Keenan (Hrsg.): Materializing Religion. Expression, Performance and Ritual. Aldershot, Burlington: Ashgate, S. 1-20.

    Torsten Cress (2014): Religiöse Dinge, in: Stefanie Samida, Manfred K.H. Eggert, Hans Peter Hahn, (Hrsg.): Handbuch Materielle Kultur. Bedeutungen, Konzepte, Disziplinen. Stuttgart, Weimar: Metzler, S. 241-244.

    #00:59:33# Zum Umgang im amerikanischen Protestantismus mit Jesusbildnissen bei amerikanischen Protestanten vgl. David Morgan, 1993: Imaging Protestant Piety: The Icons of Warner Sallman, in: Religion and American Culture 3/1, S. 29-47 sowie: Colleen McDannell, 1995: Material Christianity. Religion and Popular Culture in America. New Haven, London: Yale University Press, S. 25-38. Zu Ansätzen einer Art Reliquienverehrung im Methodismus siehe ebd., S. 42-43.

    #01:01:31# Zur Bedeutung des Buchdrucks für die konfessionelle Reformation der frühen Neuzeit und dem Protestantismus vgl. z.B. Johannes Burkhardt, 2002: Das Reformationsjahrhundert. Deutsche Geschichte zwischen Medienrevolution und Institutionenbildung 1517-1617. Stuttgart: Kohlhammer S. 16ff.

    #01:11:52# Die Ethnographie ist eine Variante qualitativer Forschungsmethoden, die sich ihren Untersuchungsgegenstand insbesondere über Formen der teilnehmenden Beobachtung und über Interviews zu erschließen sucht. Siehe dazu etwa Christian Lüders, 2000: Beobachten im Feld und Ethnographie. In: Uwe Flick, Ernst von Kardoff, Ines Steinke (Hrsg.): Qualitative Forschung. Ein Handbuch. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, S. 384-401, sowie Herbert Kalthoff, 2006: Beobachtung und Ethnographie, in: Ruth Ayaß, Jörg R. Bergmann(Hrsg.): Qualitative Methoden der Medienforschung, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, S. 146-182.

    #01:13:21# Zu Latours Plädoyer für eine systematische soziologische Beschäftigung mit Objekten als „Mitspieler des Sozialen“ vgl. Bruno Latour, 2001: Eine Soziologie ohne Objekt? Anmerkungen zur Interobjektivität, in: Berliner Journal Für Soziologie 11/2, S. 237-252.

    #01:16:43# Zur Praxis als „kleinste Einheit des Sozialen“ vgl. Andreas Reckwitz, 2003: Grundelemente einer Theorie sozialer Praktiken. Eine sozialtheoretische Perspektiv, in: Zeitschrift für Soziologie 32/ 4, S. 282-301 (insbes. S. 290).

    #01:20:01# Zu den Schwierigkeiten Verhalten, Handeln und soziales Handeln bereits idealtypisch zu unterscheiden siehe Max Weber, 1972: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der verstehenden Soziologie. 5. revidierte Aufl. besorgt von Johannes Winckelmann Tübingen: Mohr (1921) S. 1ff.

    #01:24:22# Zur „Familienähnlichkeit“ der Praxistheorien vgl. Andreas Reckwitz, 2003: Grundelemente einer Theorie sozialer Praktiken. Eine sozialtheoretische Perspektive, in: Zeitschrift Für Soziologie 32/4, S. 282-301 (insbes. S. 283).

    #01:24:55# Eine Abhandlung über den organisatorischen Aufbau sozialer Praktiken findet sich bei Theodore R. Schatzki, 1996: Social Practices. A Wittgensteinian Approach to Human Activity and the Social. Cambridge: Cambridge UP. Insbesondere Kap. 4, S. 88-132.

    [Alle Links aktuell Oktober / November 2016]

    Dauer 1:34:53

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    Gibt es den Staat wirklich? – Dr. Jochen Schwenk im Gespräch

    Episode

     

     

    Dr. Jochen Schwenk, vom Institut für Soziologie der Technischen-Universität Darmstadt, unterhält sich mit Dr. Udo Thiedeke über die irritierende Realität des Staates und unsere Erwartungen und Befürchtungen in Hinblick auf staatliches Handeln und staatliche Ordnung.

    Shownotes:

    #00:03:30## Zum Konzept des Habitus bei Pierre Bourdieu vgl. Pierre Bourdieu, 2012: Sur l’État. Cours au Collège de France 1989-1992. Paris: Seuil.

    #00:07:28## Den Begriff der „Kulturnation“, der vom Bildungsbürgertum im 19. Jhr. für Deutschland in Anspruch genommen wurde, unterschied der Historiker Friedrich Meinecke von dem der „Staatsnation“. Siehe: Friedrich Meinecke, 1962: Weltbürgertum und Nationalstaat. Werkausgabe, Bd. 5. Stuttgart: R. Oldenbourg. [1908]

    #00:08:50## Zur Problematik Deutschlands als „verspätete Nation“ siehe: Helmut Plessner, 1959: Die verspätete Nation. Über die politische Verführbarkeit bürgerlichen Geistes. Stuttgart: Kohlhammer.

    #00:15:50## Bei dem Hinweis auf „bringing the state back in“ handelt es sich um ein 1985 publizierten Sammelband. Der Anlass für diesen Band lieferte die Wiederkehr des Staates als Konzeptbegriff nachdem zuvor, so die Beobachtung der Autorinnen und Autoren, der Staat in den Sozialwissenschaften erstaunlich wenig Beachtung gefunden hatte.

    Besonders lesenswert in diesem Zusammenhang: Tilly, Charles, 1985, War Making and State Making as Organized Crime, in: Peter B. Evans, Dietrich Rueschemeyer, Theda Skocpol, 1985: Bringing the state back in. New York: Cambridge University Press, S. 169-191.

    #00:16:13## Konkret setzt sich Hermann Heller mit dem Problem staatlicher Gewaltausübung auseinander und hält in seiner „Staatslehre“ fest: „Eine Militärgewalt, die sich nicht der Aufgabe unterordnet, das gebietsgesellschaftliche Zusammenwirken zu organisieren und zu aktivieren, ist nur als Räuberbande zu denken.“ (1983: 236) Hermann Heller, 1983: Staatslehre. 6. Aufl. Tübingen: Mohr. [1934]. Provokativ zugespitzt vergleicht Tilly (ebd.) in einem ähnlichen Sinne Staaten mit einer Erbresserbande. Staaten seien „quintessential protection rackets with the advantage of legitimicy“ (161).

    #00:17:50## Im Rahmen seiner Studien zu ‚Gesellschaften gegen den Staat‘ hat Pierre Clastres sich auch mit dem Häuptlingstum beschäftigt. An Hand seines ethnographischen Materials konnte er zeigen, dass die ‚Gesellschaften gegen den Staat‘ die Staatslosigkeit dadurch auf Dauer stellen, dass sie eine reale Abspaltung der politischen Macht von der Gesellschaft verhindern. Dem Häuptling kommt dabei die Aufgabe zu, die politische Macht der Gesellschaft zu repräsentieren, während im selben Zuge alle reziproken Tauschbeziehungen zu ihm abgebrochen werden. Übrig bleibt ein Häuptling, der Mangels Möglichkeiten, auf die Gesellschaft einzuwirken, letztlich machtlos bleibt. Es handelt sich also um eine zugleich symbolische wie folgenlose Besetzung der Stelle der Macht, wodurch die reale politische Macht im Schoß der Gesellschaft verbleibt.

    Vgl. Pierre Clastres, 2011: Échange et Pouvoir: Philosophie de la Chefferie Indienne, in: ders.: La Société contre l’État. Paris: Les Édition Minuit, S. 25-42 [1974], sowie: ders.,1980, La question du pouvoir dans les sociétés primitives, 103-109. In: ders.: Recherches d’anthropologie politique. Paris: Seuil.

    Grundsätzlich zu staatenlosen Gesellschaften vgl.: Christian Sigrist, 2005: Regulierte Anarchie. Untersuchungen zum Fehlen und zur Entstehung politischer Herrschaft in segmentären Gesellschaften Afrikas. LIT: Münster; Georg Balandier, 1974: Politische Anthropologie. München: dtv sowie James C. Scott, 2009: The Art of not being Governed. An Anarchist History of Upland Southeast Asia. New Haven and London: Yale University Press.

    #00:19:00## Zur Funktionsweise der Gabe vgl. Marcel Mauss, 1990: Die Gabe. Form und Funktion des Austauschs in archaischen Gesellschaften, Frankfurt/M.: Suhrkamp.

    #00:20:22## Zum Begriff der „segmentären“ oder „segmentär differenzierten Gesellschaft“ vgl. Émile Durkheim, Émile, 1992: Mechanische Solidarität aus Ähnlichkeiten, in: Über soziale Arbeitsteilung. Studien über die Organisation höherer Gesellschaften, Frankfurt/M.: Suhrkamp, S. 118-161 [1893]; sowie zum Überblick: Online

    #00:28:58## Für Weber soll Staat „ein politischer Anstaltsbetrieb heißen, wenn und insoweit sein Verwaltungsstab erfolgreich das Monopol legitimen physischen Zwangs für die Durchführung der Ordnung in Anspruch nimmt“. (Max Weber, 2005: Wirtschaft und Gesellschaft, Frankfurt/M., S. 38. [1925]). An anderer Stelle hält er weiter fest: „Der Staat ist, ebenso wie die ihm geschichtlich vorausgehenden politischen Verbände, ein auf das Mittel der legitimen (das heißt: als legitim angesehenen) Gewaltsamkeit gestütztes Herrschaftsverhältnis von Menschen über Menschen.“ (1980: 822). Max Weber, 1980: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der verstehenden Soziologie. 5. Aufl. Tübingen: Mohr. [1925]

    #00:29:28## Für Pierre Bourdieu ist der Staat vor allem auch eine erkenntnistheoretische Frage. Seinen Überlegungen zu Folge strukturiert der Staat, in dem er wesentliche Denk- und Wahrnehmungsschemate präfiguriert, unser Denken vor. Der Staat denkt sich also durch uns hindurch. Deshalb spricht Bourdieu davon, dass der Staat nicht nur – wie bei Weber – das Monopol der physischen Gewaltanwendung inne hat, sondern auch das der symbolischen. „In dem der Staat“, so Bourdieu, „mit Autorität sagt, was ein Seiendes, ob Sache oder Person, seiner legitimen sozialen Definition nach wirklich ist (Urteil), das heißt, was es sein darf, was zu sein es ein Recht hat, auf welches soziale Sein es einen Rechtsanspruch hat, welchem Sein es einen Ausdruck zu verleihen, welches Sein es Ausdruck zu verleihen, welches Sein es auszuüben berechtigt ist […] übt der Staat eine wahrhaft schöpferische, gottähnliche Macht aus […]“ (Pierre Bourdieu, 1998: Praktische Vernunft. Zur Theorie des Handelns. Frankfurt/M.: Suhrkamp, S. 115.) Die symbolische Macht des Staates liegt also vor allem auch in seiner Fähigkeit performativem Sprechens. Er ist damit die Konsekrationsinstanz der von ihm geschaffenen, sozialen Wirklichkeit und damit vor allem auch eine erkentnistheoretisch zu bedenkende Größe. (vgl. ebd, S. 96-136.).

    #00:35:22## Zur Figur der „Soziodizee“ in Bezug auf den Staat vgl. ebd.

    #00:37:04## Zu Machiavellies Überlegungen zur Fürstenherrschaft siehe: Niccolò Machiavelli, 1995: Der Fürst. Aus dem Italienischen von Friedrich von Oppeln-Bronikowski. Mit einem Nachwort von Horst Günther. 5. Aufl. Frankfurt/M.: Insel-Verlag. [1532]

    #00:44:48## Die ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers), die man besser als Institution oder Organisation, denn als Regulierungsbehörde benennt, nimmt eine zentrale Rolle bei der Strukturierung und Verwaltung des DNS (Domain Name Systems) des Internets ein. Sie reguliert also im weitesten Sinne den Adressraum des Internets. Mehr zur ICANN siehe hier: Online 

    Zur Problematik der Organisation und Selbstorganisation der ICANN vgl. Jeanette Hofmann, Marc Holitscher, 2004: Zur Beziehung von Macht und Technik im Internet, in: Udo Thiedeke (Hrsg.): Soziologie des Cyberspace. Medien – Strukturen – Semantiken. Wiesbaden: VS. S. 411-436.

    #00:48:53## Der Soziologe Niklas Luhmann versteht den Staat als semantische Selbstbeschreibung einer organisierten Ordnung des politischen Systems, das er als Funktionssystem der modernen, funktional differenzierten Gesellschaft ansieht. Siehe: Niklas Luhmann, 2000: Die Politik der Gesellschaft. Posthum hrsg. v. André Kieserling. Frankfurt/M.: Suhrkamp. S. 190.

    #00:51:20## Ein Überblick zum Projekt „Stuttgart 21“ und zum Bürgerprotest dagegen findet sich z.B. hier: Online 

    #00:59:16## Der Hinweis zu Norbert Elias bezieht sich auf dessen Hauptwerk: Norbert Elias, 1969: Über den Prozess der Zivilisation. Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen. 2. Aufl. Bern, München: Francke.

    #01:02:26## Ulrich Beck hat Überlegungen zur Transnationalisierung in verschiedenen soziologischen Kontexten entwickelt, etwa zu Risikolagen oder zur Globalisierung. Sein Argument war dabei, dass angesichts globaler Risiken ein Übergang von nationaler und internationaler Politik zu „kosmopolitischer Politik“ erfolgen müsse. Siehe: Ulrich Beck, 2002: Macht und Gegenmacht im globalen Zeitalter. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

    #01:03:36## Lepsius hat sich mehrfach mit der Problematik der Nation und des Nationalismus auch im europäischen Maßstab auseinander gesetzt. Siehe z.B. M. Rainer Lepsius, 1993: Die Europäische Gemeinschaft und die Zukunft des Nationalstaats. In: ders.: Demokratie in Deutschland. Soziologisch-historische Konstellationsanalysen. Ausgewählte Aufsätze. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. S. 249-263.

    #01:11:59## Zu Norbert Elias und der Herausbildung des staatlichen Gewaltmonopols vgl. Norbert Elias, 1997: Einleitung, in: ders.: Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen. Erster Band. Wandlungen des Verhaltens in den weltlichen Oberschichten des Abendlandes, Frankfurt/M.: Suhrkamp, S. 9-73; ders. 1997: Kurze Vorschau über die Soziogenese des Absolutismus, in: ders.: Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen, Zweiter Band. Wandlungen der Gesellschaft. Entwurf zu einer Theorie der Zivilisation, Frankfurt/M.: Suhrkamp, S. 17-23.

    #01:16:08## Hinweise zur Frühgeschichte der Hebräer finden sich bspw. bei Jan Assmann, 2015: Exodus. Die Revolution der Alten Welt, München: C.H.Beck; ders., 2000: Herrschaft und Heil. Politische Theologie in Ägypten, Israel und Europa, Darmstadt: WBG; Frank Crüsemann, 1978: Der Widerstand gegen das Königtum. Die antiköniglichen Texte des Alten Testaments und der Kampf um den frühen israelitischen Staat, Neukirchen: WMANT; Martin Buber, 1956: Königtum Gottes. Heidelberg: Verlag Lambert Schneider.

    [alle Links aktuell November/Dezember 2015]

     

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    Dauer 1:20:55  

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    Wir Architekten unserer Unübersichtlichkeit – Prof. Dr. Armin Nassehi im Gespräch

    Episode

     

     

    Dr. Armin Nassehi, ordentlicher Professor für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, unterhält sich mit Dr. Udo Thiedeke über uns als Architekten vergänglicher Dauerhaftigkeiten in einer Gesellschaft dauerhafter Vergänglichkeiten.

    Shownotes:

    #00:05:03# Hier kommt Kant auf die „Beharrlichkeit der Substanz“ zu sprechen: Immanuel Kant, 1781: Critik der reinen Vernunft. Riga: Hartknoch. S. 212

    #00:07:11# Zur Idee der „digitalisierten Codierung der Gesellschaft“: Armin Nassehi, 2015: Die letzte Stunde der Wahrheit. Warum links und rechts keine Alternativen mehr sind und Gesellschaft ganz anders beschrieben werden muss. Hamburg: Murmann. S. 159ff.

    #00:07:58# Alois Hahn, 1983: Konsensfiktionen in Kleingruppen. Dargestellt am Beispiel von jungen Ehen, in: Friedhelm Neidhardt (Hrsg.): Gruppensoziologie. Perspektiven und Materialien. Sonderheft 25 der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Köln: Westdeutscher Verlag. S. 210-232.

    #00:10:06# Hinweise auf Derridas Metaphysikkritik an Architekten und Architektur finden sich in seinem Briefwechsel mit Peter Eisenman, siehe: Peter Eisenman, 1995: Aura und Exzeß. Zur Überwindung der Metaphysik in der Architektur. Herausgegeben von Ullrich Schwarz. Wien: Passagen.

    #00:11:20# Siehe zur Bauweise und sozialen Konfiguration der „bürgerlichen Wohnung“ im 19. Jhr.: Sophie Hellgardt, 2011: Zehn Zimmer: Die bürgerliche Stadtwohnung des 19. Jahrhunderts. Eine Analyse nach Norbert Elias. Köln: PapyRossa-Verlag.

    #00:12:10# Schon seit Jahrzehnten bevorzugen Architekturbüros loftähnliche Arbeitsumgebungen. Online

    #00:13:17# Ein Beispiel zur Architektur von Zaha Hadid, hier die Bergstation der Hungerburgbahn bei Innsbruck. Online

    #00:13:48# So sieht sie aus, die „Architecture“ der BMW-Welt, wo Design die Funktion „trifft“. Online

    #00:14:26# Der in Wien niedergelassene Architekt und Literat Adolf Loos polemisierte 1908 in seinem Vortrag „Ornament und Verbrechen“ u.a. gegen die ornamentale Baukunst. In Auszügen siehe hier: Online

    #00:16:00# Zur Kleidermode als individuelles Reflexionsmedium siehe Udo Thiedeke, 2009: „Nur der zuletzt empfundene Eindruck ist wichtig“ Mode als paradoxes Reflexionsmedium, in: Herbert Willems (Hrsg.): Theatralisierung der Gesellschaft. Bd. 1: Soziologische Theorien und Zeitdiagnose. Wiesbaden. VS-Verlag. S. 183-201.

    #00:18:55# Die angesprochene systemtheoretische Perspektive einer funktional, also nach Funktionen, Funktionssystemen und Funktionserwartungen differenzierten, Gesellschaft geht auf Niklas Luhmann zurück. Siehe z.B.: Niklas Luhmann, 1998: Die Gesellschaft der Gesellschaft. 2. Teilband. Frankfurt/M. besonders S. 743ff.

    #00:24:17# Zur Kritik von Subjektivierungsprozessen siehe etwa bereits in den 1970er Jahren: Louis Althusser, 1976: Idéologie et appareils idéologiques d’État. Notes pour une recherche, in: Ders.: Positions. Paris. Éditions sociales. S. 79-137. Inzwischen in einer praxistheoretischen Fassung, etwa: Thomas Alkemeyer, 2013: Subjektivierung in sozialen Praktiken. Umrisse einer praxeologischen Analytik. in: Thomas Alkemeyer, Gunilla Budde, Dagmar Freist (Hrsg.): Selbst-Bildungen. Soziale und kulturelle Praktiken der Subjektivierung. Bielefeld: transcript. S. 29-64.

    #00:27:15# Die Protestantisierung der Diskurse mit Verweis auf Max Weber spielt auf dessen Untersuchung „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ an, siehe: Max Weber, 1920: Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie I Tübingen: J.C.B. Mohr. S. 1-206.

    #00:28:50# Siehe zum Konzept des Habitus bei Pierre Bourdieu: Pierre Bourdieu, 1982: Die feinen Unterschiede – Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

    #00:31:15# Wolfgang Streeck, 2013: Gekaufte Zeit. Die vertagte Krise des demokratischen Kapitalismus. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

    #00:33:55# Zur Konfliktregulation durch Institutionen siehe z.B.: M. Rainer Lepsius, 1990: Interessen, Ideen und Institutionen. Opladen: Westdeutscher Verlag.

    #00:36:18# Zu den angesprochenen Übersetzungspraktiken: Armin Nassehi, 2015: Die letzte Stunde der Wahrheit. Warum links und rechts keine Alternativen mehr sind und Gesellschaft ganz anders beschrieben werden muss. Hamburg: Murmann. S. 267ff.

    #00:36:54# Zur Bedeutung von Organisationen für Individuen und die Mitgliedschaft in Organisationen siehe z.B. Niklas Luhmann, 2006: Organisation und Entscheidung. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften. Siehe auch Kap. XIV „Organisation und Gesellschaft“ in: ders., 1998: Die Gesellschaft der Gesellschaft. Frankfurt/M.: Suhrkamp. S. 826ff.

    #00:43:28# das DFG Projekt „Übersetzungskonflikte“ (Antragsteller: Armin Nassehi und Irmhild Saake) untersucht seit dem 1.4.2015 am Institut für Soziologie der LMU München, wie sich in ausgewählten Konfliktfällen der Gesellschaft (z.B. Palliativmedizin, Beschneidungsdebatte, Lebendorganspende) Sprecher unterschiedlicher Provenienz aufeinander beziehen und die unterschiedlichen Logiker in Echtzeit ineinander übersetzt werden.

    #00:47:00# Jürgen Habermas hat sich bereits in den 1970er Jahren Gedanken über die Revisionsfähigkeit politischer Entscheidungen gemacht. Siehe: Jürgen Habermas, 1976: Zur Rekonstruktion des Historischen Materialismus, Frankfurt/M.: Suhrkamp. S. 117.

    #00:49:29# In Bezug zu den angesprochenen „Büroarbeitsplätzen ganz neuen Typs“ bei Unicredit Hypo Vereinsbank München, siehe das Für und Wider in der Umsetzung z.B. von sog. Open-Space-Arbeitsplatzkonzepten: Online

    #00:54:40# Zum computergesteuerten, ‚algorithmischen‘ Handel an den Börsen (Algotrading) und seinen Konsequenzen, siehe: Lothar Lochmaier, 2010: Algotrading: Wie selbst zerstörerisch ist der automatisierte Computerhandel? in Telepolis 18.10.2010. Online

    #00:56:30# Zur Vision von Howard Rheingold zur Virtual Commonity siehe: Howard Rheingold, 1993: The virtual community: homesteading on the electronic frontier. Reading Mass.: Addison-Wesley. Deutsche Ausgabe, 1994: Virtuelle Gemeinschaft: Soziale Beziehungen im Zeitalter des Computers. Bonn, Paris, Reading Mass.: Addison-Wesley.

    #00:57:07# Zu den Verknüpfungs- und Analysevisionen grosser Datenmengen im I-Net (Big Data), siehe etwa eher feuilletonistisch: Heinrich Geiselberger und Tobias Moorstedt (Redaktion), 2013: Big Data. Das neue Versprechen der Allwissenheit. 2. Aufl. Berlin: Suhrkamp.

    #00:57:59# Hier der Verweis auf die „letzte Stunde“: Armin Nassehi, 2015: Die letzte Stunde der Wahrheit: warum rechts und links keine Alternativen mehr sind und Gesellschaft ganz anders beschrieben werden muss. Hamburg: Murrmann.

    #00:59:45# Zu Übersicht über die utopischen Entwürfen der Gartenstadt und ihre Realisationen. Online

    #01:08:35# Gina Atzeni, 2016: Professionelles Erwartungsmanagement. Zur soziologischen Bedeutung des Arzt-Narrativ. Baden-Baden: Nomos.

    #01:09:38# Zur Siedlung Emmertsgrund auf dem Boxberg bei Heidelberg, die unter planerischer Mitwirkung von Alexander Mitscherlich entstand. Online

    #01:10:41# Ansatz und Problem der sog. Modernisierungstheorie in der Soziologie und Politikwissenschaft war vor allem in den 1960er und 70er Jahren gewesen, nicht nur theoretisch/empirische Einschätzungen der Entwicklung von Nationalstaaten, sondern Modelle für diese Entwicklung insbesondere unter Konvergenzgesichtspunkten hin zu einem „westlichen“ Modell von Modernisierung zu liefern. Hierzu grundlegend: Daniel Lerner, 1958: The Passing of Traditional Society. Modernizing the Middle East. London: Macmillan.

    [alle Links aktuell Mai/Juni 2015]

    Dauer 01:15:28

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Vereinfachte Verfälschung? Das angespannte Verhältnis von Wissenschaft und Öffentlichkeit nicht nur in Zeiten der Pandemie

Ein Gespräch von Prof. Dr. Udo Thiedeke mit Dr. Sascha Dickel, Professor für Mediensoziologie und Gesellschaftstheorie an der Universität Mainz, über das spannungsreiche Verhältnis von wissenschaftlichem Wissen und seiner Veröffentlichung.

Shownotes

00:02:17 „Coronavirus und Medien“ ein Gespräch mit demn Virologen Christian Drosten im Deutschlandfunk 16.11.2020

https://www.deutschlandfunk.de/coronavirus-und-medien-christian-drosten-bei-formate-100.html

00:04:11 Hier finden sich Informationen zum Film „dont’t look up“?

https://de.wikipedia.org/wiki/Don%E2%80%99t_Look_Up

00:09:17 Unter einem „dispersen Publikum“ ist ein Publikum gemeint, dessen Mitglieder räumlich und zeitlich voneinander getrennt sind und einander in der Regel nicht kennen (vgl. Maletzke, 1998).

Gerhard Maletzke, 1998: Kommunikationswissenschaft im Überblick. Grundlagen, Probleme, Perspektiven. Wiesbaden. S. 45ff.

00:09:51 Siehe Friedhelm Neidhardt, 1994: Öffentlichkeit und Öffentlichkeitsprobleme der Wissenschaft, in: Wolfgang Zapf, Meinolf Dierks (Hrsg.): Institutionenvergleich und Institutionendynamik. Berlin. S. 39-56.

00:11:33 Siehe Jürgen Habermas, 1962: Strukturwandel der Öffentlichkeit. Untersuchungen zu einer Kategorie bürgerlicher Gesellschaft. Frankfurt/M.

00:12:00 Niklas Luhmanns Öffentlichkeitsmodell begreift Öffentlichkeit allgemeiner und auch losgelöst von massenmedialer Kommunikation als: „(…) gesellschaftsinterne Umwelt der gesellschaftlichen Teilsysteme, also aller Interaktionen und Organisationen, aber auch der gesellschaftlichen Funktionssysteme und der sozialen Bewegungen.“ (1996: S. 184/185). Öffentlichkeit wird so zu einem innergesellschaftlichen Reflexionsmedium (a.a.O.: 187).

Niklas Luhmann, 1996: Realität der Massenmedien. 2., erweiterte Auflage. Opladen.

00:13:56 Luhmanns Hinweis darauf, dass die Wissenschaft ihr eigenes Publikum ist:

Vgl. Niklas Luhmann, 1998: Die Wissenschaft der Gesellschaft. 3. Aufl. Frankfurt/M. S. 625f.

00:17:39 Die „öffentliche Meinung“ sieht Luhmann hingegen dezidiert als Artefakt des Buchdrucks, als erstem Massenmedium an, die damit zu einer „(…) Letztinstanz der Beurteilung politischer Angelegenheiten wird.“ (1996: S. 187).

Niklas Luhmann, 1996: Realität der Massenmedien. 2., erweiterte Auflage. Opladen.

00:21:24 Mit den „Filterblasen“ im Internet sind abgegrenzte Interessenspären gemeint, die durch eine algorithmische Auswahl den Insassen nur immer das vorführen, was sie ohnehin schon interessiert (vgl. Eli Pariser, 2012).

Eli Pariser, 2012: Filter bubble: Wie wir im Internet entmündigt werden. Berlin.

Unter einer „Echokammer“ ist hingegen eine soziale Sphäre der fortwährenden Bestätigung der eignen Meinung gemeint, die sowohl online im Internet, als auch offline in der aktuellen Realität vorkommen kann. Dies scheint auf Verstärkungseffekten „sozialen Lernens“ zu beruhen (vgl. Brady et al., 2021).

William J. Brady, Killian McLoughlin, Tuan N. Doan, Molly J. Crockett, 2021: How social learning amplifies moral outrage expression in online social networks. Science Advances, 7. Doi:10.1126/sciadv.abe5641.

00:24:34 Emprisch scheint sich die Erzählung von der in der eigenen Interessensblase Gefangenen allerdings weniger zu bestätigen. Hier zeigt sich eher, dass die Nutzenden des Internets eindeutig auch Interessen und Meinungen außerhalb der eigegen Präferenzen wahrnehmen (vgl. z.B. Flaxman et al., 2016).

Seth Flaxman, Sharad Goel, Justin M. Rao, 2016: Filter Bubbles, Echo Chambers, and Online News Consumption. In: Public Opinion Quarterly, 80. S. 298–320.

Hinsichtlich des sog. Echokammereffekts konnte empirisch zudem gezeigt werden, dass selbst Mitglieder meinungshomogener Gruppen im Internet dazu tendieren, ihre Meinungen sinnvoll zu korrigieren (Vgl. Becker et al., 2019).

Joshua Becker, Ethan Porter, Damon Centola, 2019: The wisdom of partisan crowds. Proceedings of the National Academy of Sciences, 116, 10717-10722.

00:26:02 Der Begriff der „Verschwörungstheorien“ ist nicht ohne Schwierigkeit, denn damit meinen wir inzwischen zumeist „Verschwörungsbehauptungen“ oder gar „Verschwörungsideolgien“, also konstruierte Zusammenhänge, die sich in der Regel nicht durch unabhängig prüfbare Beweise falsifizieren lassen. Besonders Popper hat das Verständnis von Verschwörungstheorien geprägt, indem er von „Verschwörungstheorien der Gesellschaft“ sprach, die aufdecken und erklären will, was sie selbst behauptet, nämlich, dass gesellschaftliche Ereignisse durch Menschen herbeigeführt werden, die am Eintreten dieser Ereignisse ein Interesse haben und dazu konspirativ vorgehen (Popper, 1992: S. 119).

Karl R. Popper, 1992: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. Band II: Falsche Propheten. Hegel, Marx und die Folgen. 7. Auflage. Tübingen.

00:27:14 Eine soziologische Kritik am „Arena-Modell“ von Öffentlichkeit formulierte Armin Nassehi.

Armin Nassehi, 2006: Der soziologische Diskurs der Moderne. Frankfurt/Main.

00:33:41 Das „Defizit-Modell“ von Öffentlichkeit geht in Bezug auf die öffentliche Kommunikation der Wissenschaft davon aus, dass wissenschaftliche Expertise Fakten vermittelt, die eine weitgehend uninformierte Öffentlichkeit dann so weiterkommuniziert.

Alan Irwin, 2014: From deficit to democracy (re-visited). In: Public understanding of science (Bristol, England) 23 (1), S. 71–76. DOI: 10.1177/0963662513510646.

00:34:25 In den Vorstellungen zu „Postnormal-Science“ wird von einer zunemenden Indifferenz des Alleinstellungsmerkmals der Wissenschaft als Produzentin wahren Wissens und einer Überlagerung und Vermischung mit interessengeleiteten Wahrheitsbegriffen etwa der Politik ausgegangen. Hier wird u.a. die Frage aufgeworfen, ob die Objektivierung wahres Wissen oder nicht vielmehr begründete Informiertheit das Unterscheidungskriterium eines wissenschaftlichen Zugangs zur Weltwahrnehmung sein könnte.

Silvio 0. Funtowicz, Jerome R. Ravetz, 1993: Science for the Post-Normal Age. In: Futures 25 (7), S. 739–755.

00:42:18 Weitere mediensoziologische Hinweise zu mediatisierten Disputen:

Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina; Deutsche Akademie der Technikwissenschaften; Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften (Hrsg.), 2017: Social Media und digitale Wissenschaftskommunikation. Analyse und Empfehlungen zum Umgang mit Chancen und Risiken in der Demokratie. Unter Mitarbeit von Andreas Wenninger, Peter Weingart und Holger Wormer. 1. Auflage. Halle (Saale), München, Mainz.

http://www.leopoldina.org/de/publikationen/detailansicht/publication/social-media-und-digitale-wissenschaftskommunikation-2017/.

00:43:26 „Exemplarischen Personen“ meint alle Darstellungen von Personen in den Massenmedien, bei denen, aufgrund der Kommunikation mit einem weitgehend unbekannten Publikum, dessen Interesse durch Betroffenheit auf die massenmedialen Mitteilungen fokussiert werden muss, individuelle Merkmale, Verhaltensweisen oder Fähigkeiten typisiert in Erscheinung treten. Diese Typisierung kann u.a. über chrarakteristische Kontextmerkmale erzeugt werden, indem man etwa eine Wissenschaftlerin, einen Wissenschaftler vor einer Bücherwand oder in einem Laborkittel zeigt oder beschreibt, um den Typus „Professorin / Professor“ aufzurufen (vgl. Thiedeke, 2012: 339f.; 347f.).

Udo Thiedeke, 2012: Soziologie der Kommunikationsmedien. Medin – Formen – Erwartungen. Wiesbaden.

00:56:02 Hinweis zum Forschungsprojekt zum DFG-Projekt „De- und Restabilisierung von Evidenz in der Coronakrise“. Das Projekt will untersuchen, wie sich Produktion, Aushandlung und Kommunikation biomedizinischer Evidenz unter den Bedingungen der Coronavirus-Pandemie vollziehen.

https://mediensoziologie.soziologie.uni-mainz.de/forschung/https://mediensoziologie.soziologie.uni-mainz.de/forschung/

00:59:42 Informationen zur Forschungsgruppe „Evidenzpraktiken“ an der Technischen-Universität-München.

http://www.evidenzpraktiken-dfg.tum.de/uber-uns/

01:09:53 Hier kann man selbst mitforschen auf der Citizen-Science-Plattform „Bürger schaffen Wissen“

https://www.buergerschaffenwissen.de/

01:13:59 Der Kybernetiker Heinz von Foerster war gegen Ende seines Lebens durchaus der Meinung, dass wissenschaftliche Theorien angesichts zunehmnd unlösbarer Fragen und einer Inflation der Daten zu Erzählungen werden, die nicht belegbar, aber evtl. plausibel sind.

Interview https://www.youtube.com/watch?v=2KnPBg-tanE

Dauer 01:21:27

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Veröffentlicht am 29. Juni 2022